Im Beitrag zur Geschichte des Internet hatte ich dargelegt, dass bei der Konzeption dieses Netzwerkes nicht an eine kommerzielle Nutzung des Internet gedacht worden war. „In the original research-oriented ARPA-NET, commerce was heavily discouraged. Using e-mail to advertise was considered a misuse of facilities. There were no ready means to send or spend money on the network. In the 1990s commerce on the network has moved from being forbidden, to being tolerated, to being encouraged and promoted.“

Im Jahre 1993 wurden die ersten kommerziellen Web-Sites gegründet und als in den neunziger Jahren im Rahmen von Forschungsprojekten der US-amerikanischen Regierung die Potentiale der Geschäftsabwicklung über das Internet untersucht wurden, entstand der Begriff des Electronic Commerce. Electronic Commerce kann im weiteren Sinne definiert werden als „… the use of electronic means and technologies to conduct commerce, including within-business, business-to-business, and business-to-consumer interactions.“ Electronic Commerce kann dabei nicht nur vom Internet sondern auch von einer Reihe weiterer Technologien, wie z. B. durch Netzwerke wie AOL, Groupware-Software wie z. B. Lotus Notes, oder auch durch EDI, Telefon oder Fax unterstützt werden.

Das Internet – früher als Spielzeug von Wissenschaftlern belächelt – hatte dann eine rasant wachsende Popularität zu verzeichnen und entwickelte sich zu der dominierenden Technologie für Electronic Commerce zu entwickeln. Internet „…is pushing itself into the realm of everyday experience. (…) [It] is currently growing faster than television, radio or the printing press ever did.“

Dabei gab es aber – wie so oft – auf manchen Seiten übergroße Skepsis, während wieder andere viel zu euphorisch waren. In der wachsende Dot.com Blase wurde Internet Unternehmen oft wahllos in übertriebener Art und Weise gehyped. Kaufte man in dieser Zeit zum Beispiel Aktien des Unternehmens Xcelera für 1000 $, so waren das Aktienpaket nur ein Jahr später 1 Million $ wert.
Problematisch war in dieser Phase insbesondere, dass bei vielen Internetübernehmen überhaupt nicht mehr auf Werthaltigkeit und Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells geschaut wurde. Es wurde allein auf Erwartungen geschaut und die Gier machte viele Menschen sie blind.

Als dann im März 2000 die dot.com Blase platzte, verkehrte sich dies ins Gegenteil. Nachdem der NASDAQ Index von 5000 auf 2000 Punkte gefallen war, hatten viele Menschen viel Geld verloren. Zahlreiche Aktiengesellschaften gingen sogar in die Insolvenz und die Menschen, die deren Aktien gekauft hatten, hatten das investierte Kapital komplett verloren. Plötzlich war überall Pessimismus bezogen auf alle Unternehmen, die etwas mit dem Internet zu tun hatten. Dabei wurde aber auch ignoriert, dass viele Unternehmen – allen voran google, ebay und auch amazon – ein stabiles Geschäfts- und Ertragsmodell hatten. Auch diese Unternehmen wurden aber nun im Rahmen der allgemeinen Internet-Vertrauenskrise als nicht werthaltig abgestempelt. Noch als 2004 google an die Börse ging, trauten viele Menschen dem Unternehmen keine erfolgreiche Zukunft zu.

Heute im Jahr 2015 hat sich die Situation grundlegend gewandelt. Selbst in der Fernsehwerbung kommen Sie heute an Internetunternehmen kaum noch vorbei. Unternehmen wie Zalando, Check24, Lieferheld oder die diversen Internet-Partnersuchbörsen sind omnipräsent in den Werbespots. Auch in andere Hinsicht hat das Internet den Werbemarkt komplett verändert. Schauen Sie in die Zeitung und Sie werden schnell feststellen, wie wenig Werbung Sie überhaupt noch finden. Ein grundlegender Wandel für die Printmedien ist die Folge. Namhafte Zeitungen mussten Insolvenz anmelden, so z.B. die Frankfurter Rundschau im Jahr 2012. Weitere tiefgreifende Veränderungen werden folgen. Als nächstes wird es die Fernsehsender treffen (aber dazu in einem anderen Beitrag).

Die Art wie wir Geschäfte machen, hat sich durch das Internet also grundlegend geändert. Alte Strukturen wurden und werden verdrängt. Dafür zum Abschluss nur noch einige Beispiele:

  • amazon ist schon lange kein Buchhändler mehr. Amazon ist eine Art weltweites Warenhaus und globalisiert das Geschäftsmodell. Andere Warenhäuser (z.B. Karstadt) haben das zu spüren bekommen. Viele Einzelhändler sind durch amazon nachhaltig bedroht. Amazon geht aber noch weiter. Die Umwandlung in ein Medienunternehmen wird für amazon einen gigantischen Werbemarkt erschliessen und für weitere Unternehmen Umsatzeinbussen nach sich ziehen (z.B. Verlage oder Fernsehsender).
  • Durch den großen Erfolg von Smartphones (mit Apple als Pionier) läuft seit einigen Jahren die nächste Welle. Man kann nun nicht mehr nun am heimischen Computer das Internet nutzen, sondern immer und überall. Das ermöglicht für viele Geschäftsmodelle (z.B. Vergleichportale, Partnersuche) vollkommen neue Möglichkeiten.
  • Der Markt für Finanzdienstleistungen wandelt sich fundamental. Dafür sorgen das Internet aber auch die Finanzkrise. Durch die Finanzkrise und die resultierende lange Niedrigzinsphase ist das althergebrachte Geschäftsmodell insgesamt in Frage gestellt und Veränderungen sind notwendig. Dazu kommt der Wandel durch das Internet. Hier sind es insbesondere die Vergleichsportale, die bei Banken und Versicherern zu einem gestiegenen Druck führen. Dieser resultiert insbesondere aus der gestiegenen Markttransparenz resultiert. Aber auch neue Konkurrenten aus dem Internet wie z.B. Paypal werden die Branche grundlegend verändern.

Es zeigt sich, dass in nur rund 10 Jahren der elektronische Marktplatz Wirklichkeit geworden ist. Diese atemberaubende Geschwindigkeit hat jedoch dazu geführt, dass manche Strukturen nicht entsprechend mitgewachsen sind. Diesem Thema werde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt widmen. Lesen Sie bei Interesse mehr unter digitoren.de